Schöne Bescherung oder das Pferd ohne Ohren …
Nun ist es also wieder mal vollbracht, die alljährliche Jagd nach Geschenken liegt hinter uns, mit mehr oder weniger Erfolg, zumindest was die Freude der oder des Beschenkten betrifft.
Aber schön der Reihe nach.
Mitten in meine Überlegungen zum diesjährigen Fest, platzte mir doch meine Schwester mit der Anfrage, ob ich nicht ihr altes Karussellpferd haben wolle, sie würde umziehen und sie möchte es gern in guten Händen wissen, weil sie zukünftig keinen Platz mehr dafür habe.
Ganz großes Kino, wer unser Heim kennt, weiß, dass hier ganz sicher kein Platz mehr für ein riesiges Karussellpferd ist – eigentlich …
In Anbetracht der Tatsache, dass mein Prinz allerdings total angetan war von dem Gedanken, dieses Pferd zu besitzen und seiner Äußerung, dass er notfalls ein Haus um das Tier bauen würde, damit es einen geeigneten Platz findet, habe ich eingelenkt.
Eigentlich war das ja DIE Idee, er würde das Monstrum zu Weihnachten bekommen!
Offiziell habe ich darauf bestanden, dass wir das auf keinen Fall mehr vor Weihnachten abholen würden, denn eine Fahrt von rund 520 Kilometern, wäre mir so kurz vorm Fest dann doch zu viel des Guten.
Inoffiziell schmiedete ich allerdings mit Freunden einen Plan, wie ich es abholen könnte, ohne dass mein Prinzchen etwas davon mitbekommen würde.
Und ja, es hat funktioniert, er wurde auf nette Art und Weise ordentlich hinters Licht geführt und das Pferd landete erst einmal in meiner Werkstatt.
Doch nun war guter Rat teuer, dem Schmuckstück fehlten schon seit jeher die Ohren und das was meine Schwester sich als Ersatz ausgedacht hatte, nämlich ihm einfach ein paar Taschentücher in die vorhandenen Löcher zu friemeln bzw. ihr vergeblicher Versuch aus Plastilin ein paar Ohren zu fertigen, das ging dann doch über meine Bastelwastel-Ehre.
Also fand ich mich in meinem Bastelkeller wieder, zusammen mit einem Paket Modelliermasse und machte mich ans Werk.
Vom Grundsatz her gelang mir die Umsetzung und das Gestalten der Ohren auch recht gut, leider hatte ich kaum eine Möglichkeit, die Ohren dem Pferd anzupassen, denn es stand versteckt hinter meinem heißgeliebten Cabrio und einem riesigen Stapel Sommerreifen, abgedeckt mit einem langen Stück altem Teppichboden. Ich musste also immer die Gelegenheit abwarten, an der mein Prinz nicht zugegen war. Nach Stunden kreativen Schaffens waren sie vollendet, zumindest in der Geschenkschachtel sahen sie gelungen aus.
Die Ernüchterung kam am gestrigen Tag, als ich mein Werk vollendet und die Ohren angeleimt habe. Erinnert das Ganze nun doch eher an Eselsohren, denn an die Lauscher eines Gauls.
Anmerkung: Das Herz sollte vielleicht besser die Inschrift "Frohe Ostern" tragen ...Darum bin ich nun schlussendlich zu der Einsicht gelangt, dass ich da wohl noch einmal von vorn anfangen muss.
Damit es beim erneuten Versuch auch wirklich gelingt, habe ich im Internet recherchiert, wie solche Pferdeohren eigentlich auszusehen haben, dabei bin ich auf folgenden Artikel gestoßen:
Zitat:
pferdeohren
ein referat von dipl. ing. wolfgang smidt
das wichtigste, was es über pferdeohren zu sagen gibt, ist, daß pferde damit hören. oder auch nicht. also jetzt nicht, daß das nicht das wichtigste wäre, sondern daß pferde nicht hören. zumindest nicht auf menschen. außer vielleicht einige wenige trick- und tanzpferde. aber um tricks und tänze soll es ja hier nicht gehen.
das pferd hat an den pferdeohren haare, damit ihm im winter die ohren nicht einfrieren. wäre das nicht so, müßten pferde ohrenwärmer tragen, deren herstellung die fähigkeiten eines pferdes aber weit übersteigt. davon abgesehen sähe das ziemlich doof aus, weil beide pferdeohren nach oben zeigen. pferdeohrenwärmer hätten also zwangsweise die form von kindersocken. außerdem haben pferde keine daumen, könnten sich ihre ohrenwärmer also nicht selbst aufsetzen und schon gar nicht selbst stricken.
eine alternative wäre vielleicht, daß son pferd seine ohren in schlamm taucht, und den dann zu einer wärmeisolation trocknen läßt. allerdings frieren schlammpfützen im winter ja auch zu und daher blieb der evolution bei pferden nur der weg der haarigen ohren. "weg der haarigen ohren" - ein ausdruck, der sich inzwischen etabliert hat und der allgemein negative entwicklungen bezeichnet, die durch unfähigkeit selbst verschuldet sind.
gegen ende des 14. jahrhunderts wurde entdeckt, daß pferdeohren drehbar sind. und zwar vom pferd selbst. also nicht, daß das pferd die entdeckung gemacht hätte (das wußte das immer schon), sondern daß das pferd selbst die ohren drehen kann. die ohrmittelsenkrechte bildet dabei die achse, um die sowohl rechts- als auch linksdrehungen möglich sind. hier gibt es allerdings eine natürliche begrenzung, so daß ab einem bestimmten drehwinkel das ohr immer erst in gegenrichtung zurückgedreht werden muß. unschön verdrehte pferdeohren können korrigiert werden, indem man das pferd von vorn anspricht.
pferde können mit gedrehten ohren zwar gezielt in alle richtungen hören, ohne den kopf zu bewegen, könnten das aber auch durch reine kopfbewegung erreichen. aus diesem grund kann die fähigkeit zum ohrendrehen als launiger unfug der natur angesehen werden. die früher herrschende ansicht, pferde würden durch das drehen und knicken ihrer pferdeohren auch ihre stimmungen und gefühle signalisieren, mußte aufgegeben werden, als 1998 bewiesen wurde, daß pferde nur ein einziges gefühl kennen: das gefühl "doof".
pferdekörper haben in bezug auf wasser eine spezifische dichte von etwa 0,997. das bedeutet, daß von einem ruhig im wasser schwimmenden pferd 99,7% unterhalb und nur 0,3 prozent oberhalb der wasseroberfläche schwimmen würde. man würde also nur die pferdeohren sehen. wenn das pferd vorher eingeatmet hat, würden die pferdeohren etwas weiter herausragen. wenn das pferd schon ausgeatmet hat, wäre von den pferdeohren etwas weniger zu sehen. das phänomen ist in der natur jedoch nie zu beobachten, weil pferde im wasser nie mal ganz ruhig bleiben, sondern immer rumplanschen wie die blöden.
apropos pferdeohren. der koyote zeigt jetzt mal, wie pferdeohren eigentlich aussehen:
dadurch, daß pferdeohren senkrecht nach oben zeigen, kann man pferden, die ohrenschmerzen haben sehr leicht ohrentropfen ins ohr schütten. notfalls auch während man drauf reitet. dosiert wird allerdings nicht so wie bei menschen, bei denen man von zeit zu zeit mal ein paar tropfen reinträufelt. bei pferden werden die ohren einmalig aufgefüllt und das reguliert sich dann solange von selbst, bis das pferd keine ohrenschmerzen mehr hat. natürlich hören pferde in der zeit nicht sonderlich gut. wenn du wissen willst, wie sich das genau anhört für das pferd, mußt du dich in die badewanne legen und untertauchen.
zur verschönerung in pferdeohren gesteckte blumen (so genannte ohrschmuckblumen) bleiben ungewöhnlich lang frisch. zum einen liegt das daran, daß man wasser beigeben kann, welches, ähnlich wie ohrentropfen, nicht abfließt und zum anderen weil die ohren (und damit auch die blumen) nicht im sichtbereich des pferdes liegen und es daher nie zum verzehr kommt. die geruchwahrnehmung von ohrschmuckblumen kann ein pferd nicht zuordnen, da es überhaupt keine geistige vorstellung von der lage seiner ohren hat. das wiederum liegt daran, daß sich ein pferd im spiegel nicht selbst erkennt. tatsächlich ist es so, daß pferde sich selbst zeit ihres lebens für wölfe halten. aber das ist ein anderes thema.
der bekannte physiker und nobelpreisträger werner heisenberg entdeckte im spätsommer 1965, daß pferdeohren so dicht beieinander stehen, daß die gehirnströme des pferdes eigentlich zu kleinen blitzen zwischen den ohren führen müssten. das passiert nur deshalb nie, weil pferde nie nachdenken.
drei jahre später entdeckte heisenberg die sogenannte "pferdeohren-informationssenke". heisenberg erkannte, daß jedliche information, die in ein pferdeohr eintritt, dort unwiederbringlich vernichtet wird. auch die reaktionen des pferdes deuten anschließend nicht mehr im geringsten darauf hin, was hineingegangen ist. das phänomen war bis dahin nur von schwarzen löchern bekannt, die durch extreme graviation alles aufsaugen und nie wieder hergeben. selbst licht ist nicht schnell genug, um einem schwarzen loch wieder zu entkommen. ebenso entkommt nichts einem pferdeohr, beziehungsweise dem dahinter liegenden pferdekopf. keine befehle, kein bitten, kein gutes zureden, nicht mal ein flüstern. und da auch lichtstrahlen von dort nicht mehr zurückkehren können, ist es im inneren von pferdeohren stets vollkommen finster.
das phänomen beruht bei pferden aber natürlich nicht auf extremer masse und gravitation. pferdeohren erzeugen zwar auch ein gravitationsfeld, aber das ist so winzig, daß es eher theoretisch existiert. wenn sich die jüngste theorie von von dipl. ing. w. smidt als richtig herausstellt, beruht die pferdeohren-informationssenke vielmehr darauf, daß pferdeohren das tor zu einem paralleluniversum darstellen: ein universum, in dem könig doofmann regiert. so gesehen ist die menschliche entsprechung zum pferdeohr die fernseh-satellitenschüssel.
so. mehr weiß ich nicht über pferdeohren. außer vielleicht, daß es gelegentlich reinregnet, daß man sich nicht dran festhalten kann, daß das design eine aerodynamische katastrophe ist und daß pferde es gelernt haben mit abstehenden ohren zu leben. wer mehr über pferdeohren wissen will, kann sich ja DEFA-indianerfilme ankieken.
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Wolfgang Smidt
http://www.worldwidewolf.de/ohren.html Na und was soll ich dazu jetzt sagen? Ich sinne darüber nach, ob ich die Ohren nicht einfach weg lasse, sind sie doch wohl offensichtlich eine Fehlkonstruktion unserer Evolution, zumindest wenn man den Worten des Herrn Dipl. Ing. Glauben schenken darf.
Aber mal ehrlich, ich habe mich so an den Anblick dieses Konstrukts gewöhnt, dass es mir eigentlich Wurscht ist, ob es zu etwas nütze ist oder nicht, ich werde es noch einmal versuchen.
Schließlich ist das Leben mitsamt seinen unperfekten Dingen kein Kuchen, aus dem man sich nur das heraus pickt, was einem schmeckt.
Wo würden wir sonst am Ende landen, wenn man alles so ändern würde, wie es einem beliebt, mir kämen da durchaus noch mehr Dinge in den Sinn, die ein Schöngeist als unästhetisch ansehen könnte. Ich persönlich würde z. B. beim Körper des männlichen Homosapiens eine Änderung vornehmen, aber das ist eine andere Baustelle, ich konzentriere mich erst einmal auf die Pferdeohren – jeder fängt ja mal im Kleinen an.
Das Pferd steht nun vorläufig neben der Haustür, direkt vor der Toilette und mir kommt grad der Gedanke, ob ich nicht einen Teller darunter stelle, vielleicht wirft ja jemand aus Mitleid etwas Geld drauf, dann könnte ich zukünftig vielleicht ein paar Ohren schnitzen lassen, von jemandem der von so etwas Ahnung hat.
Wer weiß, wenn der Teller nur lang genug dort stehen bleibt, langt es am Ende sogar noch für den Bau eines neuen Hauses, um das Pferd herum.
Ach ja, mein Prinz findet das Tierchen übrigens auch mit den Eselsohren schön und er fand die Bescherung an diesem Weihnachten gelungen. Er mag unvollkommene Dinge, sagt er, eine Aussage, die mich postum ins Bad getrieben hat, um meine eigenen Ohren im Spiegel mal genauer zu betrachten …