Anlässlich der Kritik an dem Spendenempfänger Wildwasser.de, im Zusammenhang mit der Spendenaktion des Wissensforum der Ratgeber GmbH, Cosmiq, habe ich mir heute einmal eine Einrichtung der Organisation Wildwasser Kreis Groß-Gerau e.V., Darmstädter Straße in Rüsselheim angesehen.
Der äußere Eindruck des gesamten Gebäudekomplexes ist neutral, auch wenn an manchen Stellen der Putz abgedrückt wird und ein Anstrich gut tun würde, kann man keinesfalls von Verwahrlosung sprechen. Man sieht, dass alle in dem Gebäudekomplex untergebrachten Institutionen in Betrieb sind, die Namensschilder sind gut lesbar, nicht vergammelt und machen einen seriösen Eindruck. Die Briefkästen dürften regelmäßig gelehrt werden, zumindest war keiner am Überquellen.
Zwei Damen und ein Herr in lila Latzhosen aus dem Frauenzentrum bemerkten sofort, dass jemand mit Kameras auf dem Gelände unterwegs ist und teilten mir unmissverständlich mit, dass Aufnahmen des Frauenzentrums nicht gestattet seien und ich das Gelände unverzüglich zu verlassen habe. Wider erwarten wurde meine Ignoranz weder mit dem Herbeiholen irgendwelcher Ordnungsorgane noch mit Kratzen, Beißen oder Schimpfen „bestraft“, wortlos und offensichtlich auch ein wenig ratlos beobachtete man lediglich was ich tue.
Die Türe bei Wildwasser war verschlossen, das Büro nicht besetzt.
Termine gibt es dort nur nach Vereinbarung. Ein Anruf unter der angegebenen Telefonnummer brachte mich auch nicht weiter, bei diesem und zwei weiteren Anrufen im Laufe des Nachmittags war niemand erreichbar.
Fazit: Das äußere Erscheinungsbild macht einen durchaus seriösen Eindruck, allerdings frage ich mich, für was ein „Home-Office“, bei dem niemand ans Telefon geht, größere Spendensummen braucht. Um dies zu klären müsste man schon kompetente Personen der Organisation sprechen.
Natürlich muss die Frage erlaubt sein, inwieweit dort immer noch blind und militant agiert wird und welche Lehren aus, unter anderem, folgenden tragischen Vorkommnissen gezogen wurden:
Wormser „Massenmissbrauch]
1993 verwickelte sich Wildwasser Worms in einen Skandal. Eine Wildwasser-Mitarbeiterin wollte mit subtilen, in der Wissenschaft nicht anerkannten Methoden (anatomisch korrekte Puppen, Märchenerzählungen, „verhörähnliche“ Befragungen (von Kindern), Fragestellungen mit impliziter Antwort etc.) Beweise für einen massenhaften Kindesmissbrauch in Worms gefunden haben. Daraufhin wurden 25 Personen unter dem Tatverdacht des sexuellen Missbrauchs von Kindern festgenommen, die insgesamt 16 eigene bzw. fremde Kinder missbraucht haben sollten. In der öffentlichen Meinung waren die Angeklagten bereits verurteilt; die als Wormser Prozesse bekannt gewordenen Verfahren, die 1997 mit dem Freispruch aller Angeklagten endeten, fanden ein großes Medienecho. Die Beteiligten wurden trotz der Freisprüche sozial und finanziell ruiniert. Die meisten der betroffenen Kinder kehrten niemals in ihre Familien zurück. In den Schlagzeilen blieb das Kinderheim Spatzennest, wo sechs der vermeintlichen Missbrauchsopfer jahrelang untergebracht waren. Ein betroffenes Kind beging direkt nach Erwachsenwerden und Entlassung aus dem Kinderheim Selbstmord. 2002 wurde die Betreuung in dem Kinderheim in einem Gutachten von Behrend/Jobt als "katastrophal" beschrieben. Dessen Leiter wurde am 22. August 2008 des sexuellen Missbrauchs von Kindern in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen in zwei Fällen für schuldig befunden, das Heim wurde aufgelöst.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wildwasser_(Verein)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wormser_Prozessehttp://www.allgemeine-zeitung.de/nachri ... 582114.htmEs ist schwer im Dschungel vieler sogenannter „Gemeinnütziger Organisationen“ die wirklich unterstützenswerten zu finden, bei denen die Spenden weder vom Wasserkopf aufgefressen werden oder innerhalb mafioser Strukturen versanden.
Da Wildwasser.de in jüngster Zeit keine negative Presse hat, darf man beruhigt konstatieren „es hätte schlimmer kommen können“, aber ein wirklich gutes Bauchgefühl kann man in Anbetracht der Vergangenheit und auch der offensichtlich sehr einseitigen feministischen Sichtweise nicht haben.
In Galopp den Jockey zu wechseln und darauf zu drängen, die Spende einer anderen Organisation zukommen zu lassen, halte ich persönlich für fatal, würde es doch dem Ansehen von Cosmiq und auch dem der vielen korrekt arbeitenden regionalen Verbände von Wildwasser schaden.
Cosmiq ist eine soziale Gemeinschaft, die natürlich Fehler machen darf und stets hinzulernen wird, und sind wir doch mal ehrlich, dies ist doch auch das spannende an solchen sozialen Netzwerken.
Wir alle waren wohl auch sehr überrascht davon, dass der neue Betreiber diese tolle Idee wieder aufgriff, zumindest einige von uns, und haben dann recht euphorisch reagiert. Wir alle, auch der Betreiber, sollten nun besser auf die nächste Aktion vorbereitet sein, aus dieser unsere Lehren ziehen und es beim nächsten Mal noch besser machen.
Jedes weitere Nachtreten und nachkarren würde das Engagement des Betreibers ad absurdum führen. Jetzt gilt es erst einmal dankbar zu sein, dass diese Aktion wieder neu aufblühte und mit dem Ergebnis zu leben.
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