Ich las heute früh diesen Artikel, den ich nicht aus meinem Gedächtnis löschen kann.
Thema Zwangsehe.
Ich hatte nie daran gedacht, daß Mädchen aus muslimischen Familien, die in Deutschland leben, von ihren Müttern zwangsverheiratet werden.
ZwangseheZur Heirat verurteilt Von Julia Jüttner
Zohra Jelloun aus Frankfurt am Main sollte zwangsverheiratet werden, wie ihre Schwester und ihr Bruder. Sie floh aus der elterlichen Wohnung, tauchte ab in die Anonymität. Ein Schritt, der das Leben der heute 32-Jährigen komplett verändert hat - und den sie manchmal bereut.Zohra Jelloun* hat Schande über ihre Familie gebracht. Sie weiß, was jetzt kommt. Sie ist 15 Jahre alt und hat sich unter ihrem Bett verkrochen. Ihr Vater rammt einen Besenstiel unter den Lattenrost, direkt in ihren Körper, und zerrt sie schließlich an ihren pechschwarzen, dicken Haaren aus ihrem Versteck. Dann prügelt er auf sie ein, tritt in ihren Bauch wie gegen einen Fußball.
Als er vor Erschöpfung wankt, löst ihn seine Frau ab. Sie drischt auf ihre Tochter ein, zuerst mit der offenen Hand, dann mit der Faust, später mit Gegenständen. Ein Tischtennisschläger zerbricht dabei. Als auch der Mutter die Kraft schwindet, geht der Vater erneut auf Zohra los. Sie hat gegen den Befehl ihres Vaters verstoßen und dessen Ehre beschmutzt. Drei Stunden muss sie büßen für die eine Stunde, die sie zu spät nach Hause kam.
Zohra überlebt. Blutüberströmt schleppt sie sich ans Fenster ihres Kinderzimmers, blickt zum Himmel und spricht mit dem Mond, wie sie es oft tut. Apathisch kämmt sie ihre langen Haare, die zu schneiden ihr streng verboten ist.
Das eben war nur einer von vielen brutalen Momenten im Leben der jungen Marokkanerin. Gewaltexzesse prägten Zohras Alltag, seit sie denken kann. Aber an diesem Tag im August 1994 entscheidet sie: Sie muss weg hier, das Leben als Leibeigene ihrer Eltern beenden - außerdem weiß sie, dass sie zwangsverheiratet werden soll.
Zohra war drei Monate alt, als ihr Vater sie, ihre Mutter und ihre vier Geschwister 1978 aus dem nördlichen Teil Marokkos nach Deutschland nachholte. In Frankfurt am Main hatte er als Gastarbeiter einen Job gefunden. Hier wollte er mit seiner Familie leben - vorübergehend. Sein Plan war es immer, eines Tages in die Heimat zurückzukehren. "Das ist wichtig, um meine Geschichte zu verstehen", sagt Zohra.
Zohras Geschichte wiederholt sich in Deutschland jährlich tausendmal. So viele junge Frauen aus Migrantenfamilien werden hier jedes Jahr zur Ehe gezwungen, schätzt Terres des Femmes. 150 bis 200 von ihnen, Mädchen mit türkischen, libanesischen, indischen, jordanischen, afghanischen oder pakistanischen Wurzeln, wenden sich jährlich an die Organisation, weil sie von ihren Familien massiv bedroht werden. Wehren sie sich, werden sie geschlagen, eingesperrt oder verschleppt.
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