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Der Erlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? - Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? - Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. -
"Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; Manch bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand."
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? - Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren Blättern säuselt der Wind. -
Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, Und wiegen und tanzen und singen dich ein."
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort? - Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. -
"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt." Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! -
Dem Vater grausets, er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not; In seinen Armen das Kind war tot.Johann Wolfgang Goethe (1749 - 1832) Manche schreiben ja im März etwas, was noch zwei Monate später beklatscht wird. Nicht, dass ich es verhindern wollte. Manch einer aber schrieb vor Jahren etwas, was man noch heute beklatschen mag. Einer schrieb etwas, was alle Menschen noch 178 Jahre nach seinem Tode beklatschen können und noch in Hunderten von Jahren. Auch wenn es Hunderttausende von Ulkversionen gibt, die jeder beklatschen mag, der diese Form von Humor dann eben mag. Ich finde es manchmal auch lustig, weiß aber stets, es ist mehr als seicht, weil' s dem Originale eben überhaupt nicht gleicht. Früher gab man an jedem zweiten Polterabend, Geburtstag oder bei sonstigem heiteren Beisammensein solche Ulkversionen zum Besten. Sie kamen einem schon zu den Ohren raus. In meiner Kindheit habe ich mindestens 3 Ulkversionen von Erlkönig verfasst, unzählige mit anhören müssen, ich habe keine mehr - ich fand zwar meine drei alle besser, als die hier erschienene, aber nachdem es mittlerweile schätzungsweise 1.000.000 solcher Versionen gibt, reicht mir (von Ausnahmen wie Heinz Erhardt abgesehen) fast eine für alle. Wie schlechte Witze gehen sie zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, denn großes Lob gebührt nur einem - dem Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. Gut, wenn jemand andere Menschen wirklich herzhaft zum Lachen bringen kann, dann drücken wir inhaltlich ein Auge zu, manche Leute lachen eben auch über noch viel Primitiveres, über das Unanständige und Sündige - wer wollte ein Engel sein? Aber alles mit Maß und Ziel und im Rahmen, so ist jedenfalls mein Empfinden. Jeden aufgewärmten Käse brauchen wir ganz bestimmt nicht. Da setzen sich Leute hin und schreiben zum so und so vielten Male eine neue Spaßversion eines der interessantesten oder auch nur bekanntesten Goethe-Gedichte. Hochinteressant der echte Erlkönig, weil die Deutung immer so weit auseinanderfällt, wenn man sie nicht einfach kennt. Inhaltlich vollkommen uninteressant die Witz-Versionen, weil nur der mehr oder weniger plumpe und dümmliche Ablacher zählt. Da kann es manch feinen Menschen auch schon mal schütteln oder innerlich frieren, wenn man das alles liest. Germanisten wenden sich regelmäßig ab, wenn dieser Trash folgt. Ja, das ist nichts als Trash: http://www.woerterbuch.info/deutsch-englisch/uebersetzung/trash.phpIch sage mal so, wenn schon Persiflagen, dann wirklich Gute:Heinz Erhardt war sicher einer der Großmeister im persiflieren bekannter Gedichte - hier ein Beispiel: Der Tauchenichts (frei nach Schiller)
"Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt, zu schlunden in diesen Tauch? Einen gueldenen Becher habe ich mit, den werf ich jetzt in des Meeres Bauch! Wer ihn mir bringt, ihr Mannen und Knaben, der soll meine Tochter zum Weibe haben! " Der Becher flog. Der Strudel zog ihn hinab ins greuliche Tief. Die Maenner schauten, weil sie sich grauten, weg. -Und abermals der Koenig rief: "Wer wagt es, Knippersmann oder Ratt, zu schlauchen in diesen Tund? Wer's wagt-das erklaer ich an Eides Statt - darf kuessen meins Toechterleins Mund! Darf heiraten sie. Darf mein Land verwalten! Und auch den Becher darf er behalten! " Da schlichen die Mannen und Knappen von dannen. Bald waren sie alle verschwunden. --- Sie wussten verlaesslich: die Tochter ist graesslich! -
Der Becher liegt noch unten ...
da gibt es aber noch viel mehr - ältere und neuere Persiflagen. Einige Zeilen aus Gedichten sind mit noch aus der Schule in Erinnerung, so etwas wie
"Schiller's Glocke"
Loch in Erde, Bronze drin, Glocke fertig, bim, bim, bim.
Dazu habe ich das hier noch gefunden:
Die Schwäbische Glocke: Feschd gemaurad en dr Erda schdohd dui Form us Ledda brennd. Heid no muass dui Glogga werda, frisch, ihr G'sella, regad d Haend. Vo dr Schdirna hoiss renna muass dr Schwoiss, soll dees Werk sein Moischder loba. "Alda, hoschd da Moschd schau hoba?"
Alt-68er Glocke: Loch in Erde, Bronze rin, Sabotage, nix bim bim.
Und aus dem Hesse-Portasl eine Goethe.Nachdichtung: Ein Erlkönig
Wer streitet so spät und macht viel Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind. Der Knabe nimmt ihn auf den Arm. Er fasst sich nicht mehr und lügt infam:
Mein Sohn, was ziehst du so lang dein Gesicht? - Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig, mit Schweif und Kron? - Das ist der Hund, mein lieber Sohn!
Mein Vater, mein Vater und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? - Sei ruhig - und bleibe ruhig, mein Kind! Die Kleider im Trockner am trocknen sind...
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düsteren Ort? - Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau: Das ist deine Mutter, die gräßliche Frau!
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Der Erlkönig hat mir ein Leids angetan! -
Dem Vater grauset's, er handelt geschwind. Es quält ihn, den Armen, das krächzende Kind. Er ist nicht doof in seiner Not: Und gibt dem Kind TV-Verbot.habt Ihr noch mehr? Die Quelle des Zitierten: http://www.seniorentreff.de/diskussion/threads4/thread1190.php
Zuletzt geändert von chillipepper am Sa 22. Mai 2010, 18:09, insgesamt 9-mal geändert.
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