Sonnenstrahl
Wolf von Fichtenberg
Der Jüngling wurd` zum reifen Mann und träumt sich durch sein Leben „Wo steh` ich jetzt, was fang ich an, wohin geht nur mein Streben?“
Er fand die Maid- vor langer Zeit und gab zum Bunde ihr die Hand, sprach Treue für die Ewigkeit und betrat ein Land aus Sand
Die Zeit erlöschte das Gefühl, warf Schatten über jeden Stein und die Flamme wurde kühl. Er spürte: Ich bin wohl allein.
So blieben ihm doch nur die Träume und er sah, er war kein Held was fest gebaut zerbrach - nur Schäume zog allein er durch die Welt.
In der Seele tiefe Qual so streifte er weit durch das Land und suchte nach dem Sonnenstrahl zu halten ihn in seiner Hand.
Er wacht auf: Da sah er SIE- flachsblondes Haar und Augen so blau der Sonnenstrahl, so hell wie nie war eine wunderschöne Frau
„Ich habe Furcht,...ich trau mich nicht, den Liebreiz zu berühren, hab` Angst zu brennen in dem Licht, wohin willst Du mich führen?“
Der Sonnenstrahl ging vor zum See, die Blume spross bei jedem Schritt, die Haut war glatt und rein wie Schnee, er griff die Hand und folgte mit.
„Komm, ich teil` mein Reich mit Dir,“ lacht Sonnenstrahl, er hört`s im Herzen, „aus dem ich wird dann ein wir, so hell wie tausend Kerzen.“
Zart berührt ihn dann die Sonne, und Ketten sprangen, das Eis zerbrach. Er spürte Verlangen, Sehnsucht, Wonne, „Ich trau mich nicht.“ „Ach folg` mir nach...“
„Kann ich dich Sonnenstrahl denn halten? Du bist so schön, wie reines Licht, mein Innerstes ist so gespalten und uns`re Zukunft seh`ich nicht.“
„Spring nur, spring, ich halte dich, du hast nichts zu verlieren und wenn du fällst, dann fass ich dich, will deine Nähe spüren.“
Er sah sie an und ward voll Glück und in den Lenden stieg Verlangen er nahm den Fuß, ging Stück für Stück, ward ihrem Liebreiz ganz verfangen
Kann nicht schlafen, trinken, essen muss nur an die eine denken, kann sie gar nicht mehr vergessen, will mich in ihre Tiefe senken.
Der Sonnenstrahl umhüllt ihn ganz und es leuchten die Augen so blau, das Eis es schmolz durch Sonnenglanz Ja, ich will dich als Mensch und als Frau
Will mit dir durch Wolken schweben, zu den Sternen hoch hinauf, will den Liebestraum erleben, ach- hört er eines Tags denn nicht auf ?
Fang mich, halt mich, gib mir Glück, bist Seele, Körper, gebundner Ring Es gibt jetzt nichts mehr, kein zurück Es ist entschieden: Ja, ich spring!
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