Während halb Hellas und fast ganz Europa unter dem Damoklesschwert des Staatsbankrotts rebelliert, wird schnell vergessen; das Land ist seit über zweitausend Jahren nahezu komplett von seiner Orakel-, Götter-, und Philosophenzufuhr abgeschnitten. Was wäre denn der gute Euro ohne Himmelsvater Zeus, der die Phöniziertochter Europa schlau als Stier getarnt nach Kreta verschleppte, von wo aus sich Europa bis zum Nordkap ausbreitete und dann die „Euros“ aus den Rockschößen kullern ließ?
Wer hat den dem Geldscheffler Krösus die Leviten gelesen und ihm prophezeit, dass sein ganzer schnöder Mammon nicht glücklich macht? Alt-Athens weiser König Solon war’s! Als der Mythenfluss noch funktionierte, lachte sich der klassische Hellene schlapp über einen Dummbeutel wie den Monarchen Midas. Der wollte alles zu Gold machen, was er zwischen die Finger bekam. Als sich auch Lammspieße und Retsina zu Edelmetall verwandelten, stand er kurz vor dem Hungerstod.
Tja, „manches Menschen Weltanschauung ist eben nur eine Geldanschauung“ hatte schon der Autor von Ilias und Odyssee, der herrliche Homer „blindlings“ erkannt.
Nun sitzt der Regierungschef der Hellenen, Giorgos Andrea Papandreou, in der Pleite, weil keiner mehr diese großen Vordenker zu Wort kommen lässt.
„Das Glück wohnt nicht im Besitz und nicht im Gold, dass Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause“, meinte schon der nicht weniger kluge griechische Philosoph und Vorsokratiker Demokrit – aber was wusste der schon vom Innenleben der Europäischen Zentralbank, ganz zu schweigen von der Börsenzockerei?
Kein Mensch würde Plato heute noch auf die Agora lassen, damit der herausposaunt, dass „alle Kriege um den Besitz des Geldes entstehen“. Und wer möchte schon Epikur’s „Der größte Reichtum ist die Selbstgenügsamkeit“ hören, wenn 30 Prozent vom Lohn gestrichen werden, das Weihnachtsgeld oder sonstige Gratifikationen futsch sind?
Da denken doch sofort einige an die Fehldeutungen des „epikureischen Lustbegriffs“.
Griechenland kommt nur aus der Krise – herrliches Wort, stammt es doch vom griechischen „Krisis“ ab - , wenn es seine unerschöpflichen Weisheitsressourcen endlich wieder anzapft – und das meine ich ganz bestimmt nicht ironisch.
Und das übrige Europa würde sicher auch gut daran tun, sich dieser Weisheitsressourcen zu bedienen!
Es muss ja nicht gleich Aristoteles sein, jemand wie Aristoteles Onassis tät es auch schon: „Dem Geld darf man nicht nachlaufen, man muss ihm entgegengehen.